Juchhu, wir haben am Freitag unsere erste Dosis erhalten ...
.. sehr unwartet, zu Beginn völlig chaotisch bei der Buchung, dann aber so professionell und flink, wie man sich das nur wünschen kann. Um mit der eigentichen Impfung zu beginnen, dafür sind wir bei schönem Frühlingswetter quer durch Bonn zum Bonner Impfzentrum im WorldCCBonn gelaufen.

Wir waren ein paar Minuten vor dem Termin vor dem Eingang und wurden, da es zu dem Zeitpunkt noch keine nennenswerten Warteschlangen gab, wie in einem gut organisierten Flughafen durchgewunken und von Station zu Station durchgeschleust. Im späteren Verlauf füllte es sich dann, wie im nachfolgenden Foto zum Teil ersichtlich.
Nach der Händedesinfektion und nachdem über einen stationären Augenscanner (bei dem ich mir nicht sicher bin, ob das mit "Schauen sie hier rein"-Teil nicht bloß ein Positionshelfer war, für eine Stirnmessung) Fieber ausgeschlossen wurde, ging es wie in Seaworld über eine lange, mit Bändern abgesperrte Wartespur zu einer Schalterbude, wo die Unterlagen durchgesehen und ein Laufzettel produziert wurde. Wir hatten einen Gemeinschaftstermin, die Unterlagen (PDF) waren bereits ausgefüllt ausgedruckt, jedoch nur in einfacher Ausfertigung - die Erläuterung war diesbezüglich etwas missverständlich. Kein Problem: ein Kopierer war vorhanden.
Der Weg zu den Impfkabinen führte über mehrere Warteschleifen und Rampen, an deren Wendepunkten jeweils Personal herumstand, in einen anderen Gebäudetrakt im Erdgeschoss des WCCB. Zu dem Zeitpunkt zwar unnötig, es ist aber positiv hervorzuheben, dass hier genügend Platz und Personal vorhanden ist.
Auch der grosszügig bemessene Warteraum vor den einzelnen Impfkabinen war kaum besetzt, so dass wir an der Reihe waren, kaum nachdem wir uns gesetzt hatten. Wie gut das Warten funktioniert, wenn der Andrang größer wird, kann ich nicht sagen, ich vermute, hier gälte dann die Regel: jeder der zehn Impfkabinen ist durch die Bestuhlung ein eigener Wartebereich zugeordnet, Neu Ankommende suchen sich den Wartebereich mit den wenigsten besetzten Plätzen aus.
Die eigentliche Impfung war unspektakulär, die impfende Ärztin und ihr junger Gehilfe freundlich, das Aufklärungsgespräch eher eine Pflichtübung mit ein bißchen Smalltalk - aber man kann hier nicht erwarten, mehr zu erfahren, als man auch vorher schon nachlesen konnte. Ich denke, wenn wir mehr gefragt hätten, hätte es länger gedauert.
Der turnhallengrosse Wartesaal war unerwartet gut gefüllt, was möglicherweise erklärt, warum uns entgegen den schriftlichen Unterlagen eine Wartezeit von 15 Minuten gesagt wurde. Offenbar war das noch der Backlog vom Vormittag. Wir suchten uns ein einsames Stühlepärchen direkt neben dem offenen Ausgang, warteten die 15 Minuten, desinfizierten unsere Hände am dortigen Spender erneut und machten uns auf den Heimweg.
Eine Impfreaktion bei oder direkt nach der Impfung hatten wir beide nicht. Meine Frau kippt bei einer Blutentnahme gerne mal um, ich selber bin da völlig schmerzfrei und an der Einstichstelle ohnehin, da ich aufgrund eines Schlüsselbeintrümmerbruchs und/oder einer nachfolgenden verpfuschten Operation da nichts mehr spüre - hier hatten wir aber beide keine Probleme irgendwelcher Art. Die gegen Abend einsetzende Impfreaktion war jedoch durchaus heftig und noch immer nicht ganz ausgestanden. Bei mir beschränkte sich das auf ähnliche Symptome wie bei der ersten Grippeschutzimpfung, die erst am nächsten Tag merklich wurden: als hätte mich ein Pferd getreten und den Oberarm getroffen. Inzwischen klingt das langsam ab. Was immer noch stört sind leichte, aber unangenehme Kopfschmerzen und eine leichte Benommenheit, so wie ein mittelschwerer Kater. Aber auch das ist jetzt nahezu abgeklungen.
Wir hatten einen Tag zuvor die Temperatur mit einem neuen Fieberthermometer gemessen. Meine hat sich nach dem Impfung nicht erhöht, meine Frau hatte ein Grad mehr, aber kein Fieber. Allerdings heftige Kopfschmerzen, die nach Anwendung eines Schmerzmittels zurückgingen. Ausserdem trat über Nacht Übelkeit auf, die aber nicht wieder aufgetreten ist.

Vorgeschichte
Vor knapp zwei Wochen wurde angekündigt:
AstraZeneca in Deutschland nur noch für über 60-Jährige freigegeben und gleichzeitig die Altersgruppe der 60-70-Jährigen vorgezogen. Als Grund wurden die vereinzelt aufgetretenen HIrnvenenthrombosen genannt. Ein weitere Grund könnte sein, dass die vorhanden Bestände nicht unbegrenzt haltbar sind - unsere Dosis z.B. hätte nicht mehr bis zum nächsten Impftermin gehalten.
Mitte der Woche wurde bekannt, dass man sich ab Ostersamstag über ein Portal Impftermine buchen könne. Das Portal der Stadt Bonn wird ständig aktualisiert, zu dieser Gruppe steht
dort jetzt
Impfung für über 60-Jährige mit Astrazeneca
Die Impfungen für über 60-Jährige mit AstraZeneca begannen am Ostersonntag, 4. April. Die rund 7000 zur Verfügung stehenden Impf-Paare sind ausgebucht; täglich finden 720 Impfungen im Impfzentrum statt. Durch die Sonderaktionen konnten freie Impfkapazitäten im Rahmen der Vorgaben von Bund und Land genutzt werden.
Vor Ostern stand dort
...erhalten Impftermine im Impfzentrum bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein über dessen Internetportal www.116117.de oder die Rufnummer 0800 11611701.
wie nun bei der Gruppe der über 80-Jährigen. Das eigentliche Portal bekommt man erst zu sehen, wenn man über dieses Portal zunächst ein Bundesland und dann ggfs. einen Landesteil auswählt. Im Prinzip funktionierte das recht gut, wenn man grosszügig übersieht, dass das für uns zuständige Webportal dem Ansturm nicht standhielt und einige üble Patzer im Webdesign enthielt, die erklären könnten, warum viele Senioren damit nicht zurechtkamen oder warum das System schon bei so geringer Last schnell zusammenbrach - Twitter quoll im Tagesverlauf über mit empörten Tweets von Leuten, die schrieben, sie hätten es den ganzen Tag immer wieder erfolglos versucht, einen Termin zu bekommen.
Anmeldung und die eigentliche Buchung wurde erst am Ostersamstag um 8 Uhr morgens freigeschaltet. Da ich aber alles schon vorbereitet und automatisiert hatte, war ich dreissig Sekunden später schon angemeldet und in der Lage, einen Gemeinschaftstermin zu buchen. Zwei Fallstricke: die wie mit Datumswahl und "Weiter"-Button wie eine single page app wirkende Darstellung ist keine, sondern versteckt auch bei einem 1920x1080-Display in Fullscreen die Uhrzeiten, so dass man scrollen muss, um diese überhaupt zu bemerken. Der zweite Fallstrick bestand darin, dass die ersten beiden Versuche, einen Termin am Anfang der ersten Woche zu buchen ("Kein Termin frei, bitte noch mal versuchen"), dann einen gegen Ende der zweiten zu finden (dito) scheiterten, aber Zeit kosteten und deutlich machten, dass das Portal so langsam dicht machte. Beim letzten, letztlich dann erfolgreichen Versuch, habe ich einen Moment auf das unveränderte Display gestarrt, bis mir auffiel, das da ein Detail fehlte: richtig, die Zeile "Kein Termin frei, bitte noch mal versuchen". Peinlich, wenn man gerade darüber dozierte, dass UI-Studien schon vor vielen Jahren ergaben, dass ein Scrollbar oft übersehen wird und insb. dann, wenn die Seite selber keinen positiven Anhaltspunkt liefert, dass man scrollen muss.

So oder so, nach Auswahl einer Uhrzeit und "Weiter" gab es dann das Angebot in Form eines weiteren Buttons/Links, die für die Impfung erforderlichen Unterlagen herunterzuladen. Das war ca. 8:08 Uhr. Die entsprechende Seite bzw. der diese produzierende JavaScript pollte dann ergebnislos, soweit ich mich erinnere, im Sekundentakt. Ich habe das laufen lassen, in Erwartung irgend einer positiven Bestätigung. Um 8:11 kam eine Bestätigung des Termins per E-Mail. wie heute leider bei schlampig gemachten Systemen nur per HTML-Mail, die Text-Alternative enthielt nur "Die Übersicht über Ihre Impfungen finden Sie in Impfportal".
Nun, zwischenzeitlich war wohl der Zusammenbruch des Systems im Gange, auf dem Laptop starrte uns ein freundlicher älterer Herr an, zu lesen war die stereotype Botschaft
Herzlich willkommen auf unserer Terminvergabe-Seite für Ihre Corona-Impfung! Wir bitten zurzeit wegen sehr vieler Zugriffe auf unser Online-Buchungssystem um etwas Geduld.
Danach ging gar nichts mehr.
Eine spätere Inspektion dieser zwecks Analyse gespeicherten Seite ergab, dass dies wohl eine als Errror-Page für "404"-Fehler (Seite nicht gefunden) hinterlegte einzelne HTML-Seite war, die der Webserver ausliefert, wenn er sonst keine Möglichkeiten hat. Soweit ok, wäre diese Seite mit einem Inhalt, der in eine SMS-Message passen würde, nicht auf 3,4 MByte aufgebläht, weil man diesen freundlichen Herrn als Fullscreen-PNG via base64 eingebettet hat. Dies ist ein altbekannter Trick, um Fehlerseiten self contained zu machen - jedoch ist die Intention hier eher, ein kleines Logo, das in ein oder zwei Kilobyte passen würde, einzubetten, aber nicht, einen solchen Unsinn zu ermöglichen, nämlich ein riesiges, inhaltsfreies Stock-Photo darzustellen.
Später wurden einzelne weitere Anmeldeversuche dann mit eine richtigen 404 ohne Inhalt quittiert. Ich hab's dann erst mal aufgegeben. Vier Tage später kam dann eine Mail mit den Unterlagen an die hinterlegte Mailadresse.
Wie in weiteren Twitter-Meldungen zu lesen war, auf die man auf verschiedenen Wegen gestossen wird, auch wenn man selber dort nicht vertreten ist, antwortete das Portal an diesem Samstag gelegentlich dann auch mit einem Fehler aus dem 500er Range, d.h. "Server kaputt" resp. "internal server error".
Unter dem Strich: ohne viel Last funktioniert das Buchungssystem recht gut, wenn man die diversen heilbaren Schwächen übersieht, die sich wohl damit erklären lassen, dass keine vernünftigen Usability-Tests stattgefunden haben und insb. keiner unter Last. "Auf meinem High-End-Handy funktioniert's perfekt!" ist kein Usability-Test.
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